Jamaika
Nicht nur für Freibeuter ein Eiland: Jamaika weiß mit Hochester Rum und sanftmütigeren Melasse Rums gleichermaßen zu glänzen. Große, altehrwürdige Destillerien, Spirituosen auf Rum-Basis und modernere Abfüllungen tummeln sich hier in einem bunten Allerlei und überzeugen Anfänger wie Kenner. Ein Blick lohnt sich allemal:
Die beliebtesten Destillerien und Besonderheiten der Herstellung
Mag man Jamaika als Rum-Land der Widersprüche bezeichnen oder einfach nur vielfältig: obwohl man der drittgrößten Insel der Karibik gerne einmal das Etikett kräftig und würzig aufkleben würde, so trifft dies eben nicht immer zu. Gerade Appleton, der wohl meistverkaufte und bekannteste Rum Jamaikas (Captain Morgan einmal außen vor gelassen), weicht von dieser Tendenz ab und ist mit seiner Milde und seinen Aromen alles andere als ein typischer Ester-Rum.
Captain Morgan – Keine Party ohne Captain
Captain Morgan ist wohl eines der Destillate, das als erstes in den Sinn kommt, wenn man nach bekannten Spirituosen aus Jamaika fragt. Hier geht es abenteuerlich, lebenslustig und unkompliziert zu. Ein Genuss, der sich nicht zu schade für Cola ist (denn immerhin passen die warmen Aromen um Karamell und Vanille nicht umsonst so gut zur Süße des Erfrischungsgetränks). Und: wer kann schon behaupten, mindestens so legendär zu sein wie der berühmt-berüchtigte Freibeuter Henry Morgan, der im Namen der britischen Krone das karibische Meer durchpflügt hatte und seine letzten Jahre als Gouverneur Jamaikas verbracht hatte? Wohl nur die Captain Morgan Company!
Captain Morgan darf dabei streng genommen nur als „Spirituose auf Rum basierend“ geführt werden, da seine Destillate weniger als 37,5% vol. alc. aufweisen und mit Aromen versetzt werden. Gerade letzteres besitzt dabei eine lange Tradition in der Karibik, denn man hatte bereits im 16. Jahrhundert begonnen, aus Melasse (einem dunklen, sirupähnlichen Nebenprodukt der Zuckerherstellung) einen Branntwein zu destillieren. Das Ergebnis war jedoch so wuchtig, das es beinah ungenießbar war. Doch die Lösung lag nah: man ersann ausgetüftelte Rezepturen aus den dortigen Kräutern, Früchten und Gewürzen und fügte diese dem Destillat zu. Auch Sam Bronfman, der 1945 die Captain Morgan Company gründete, versuchte sich an diesem spannenden Zweig mit vollem Erfolg. Als Grundlage diente ihm dabei ein Rezept zweier jamaikanischer Apotheker, die dieses bereits seit unzähligen Jahre in der Familie weitergereicht bekommen hatten. Diese dienten als spannende Inspiration für unsere heutigen Captain Morgans, die deutlich milder und cocktail-geeigneter ausfallen als andere Destillate.
Appleton – Das Rum-Gesicht Jamaikas
Im einzigartig gelegenen Nassau Valley, eingebettet in eine spezielle Kalksteinformation liegt Appleton Estate, ein echtes Traditionshaus für jamaikanischen Rum, das seine fundierten Wurzeln bis ins Jahr 1749 zurückverfolgen kann. Viele Kolonial- und Grundherren residierten seitdem auf den 11.000 Morgen umfassenden Land und sorgten dafür, dass die Rumtradition nicht ausstarb. Bis heute ist man dabei bei den heutigen Besitzern Wray & Nephews davon überzeugt, dass die einzigartige Kalksteinlandschaft sowie die dortig herrschenden Wetterverhältnisse in der Tat einen Einfluss auf Appletons Rum haben. Und dieser Gedanke kommt nicht von ungefähr, denn tatsächlich stammt das verwendete Zuckerrohr für Appleton Estate Jamaica Rum direkt vom Landsitz selbst und sog all die wunderbare Natur buchstäblich in sich auf.
Was auf die Zuckerrohrernte folgt ist ein Zeichen für echte Handarbeit: reinstes Quellwasser vom Grundsitz des Appleton Estate und eine spezielle Hefekultur, deren Rezeptur seit Generationen weitergereicht werden, sorgen beim Fermentationsprozess für ein einzigartiges Vorgehen. Die Small Batch Destillieranlage aus Kupfer stammt noch aus frühesten Jamaica Rum Zeiten und bedingt gemeinsam mit einer Column Still Anlage den einzigartigen Appleton Geschmack, für den dieser Blend so bekannt ist.
Appleton Rum bezieht nicht nur sein Zuckerrohr aus Nassau Valley, während der Fassreifung atmet dieses Destillat auch die Luft Jamaikas und dieser Gegend ein und reift zu einem echten Jamaica Rum heran. Die Eichenfässer tun dabei ihr übriges und fügen warme, komplexe Aromen von Vanille und Kakao, Kaffee und nussige Elemente hinzu. Doch nicht nur das: auch eine appetitliche Goldfärbung ist die Folge sowie eine delikate Süße. Erst dann kommt der Master Blender ins Spiel, indem er sich eine Auswahl an jüngeren wie älteren Melasse Rums herauspickt und sie zu einem harmonischen, schmackhaften Ganzen vereint. Nach diesem per Hand erfolgenden Prozess wartet Appleton eine weitere Weile in Eichenfässern, um erst dann ausbalanciert und harmonisch in unsere Hände zu gelangen. Übrigens: mit Joy Spence besitzt Appleton den ersten weiblichen Master Blender.
Old Pascas – Barbados und Jamaika vereint
Eine Besonderheit unter den Jamaika Rums ist ohne Zweifel Old Pascas, denn dieser entstammt nur teilweise dem Land des Reggae und des kräftigen Rums. Ein anderer Teil der Rum Marke, genauer gesagt Old Pascas Ron Negro und Ron Blanco, entstehen vielmehr auf Barbados und zeigen damit auch gleichzeitig ganz vorzüglich auf, welche geschmacklichen Unterschiede sich zwischen den einzelnen Rum Ländern ergeben. Denn während die vergleichsweise leichten, milden und eleganteren Barbados Rums aufgrund der stetig wehenden Atlantikbrise, den langen Sonnenstunden und den wenigen Unwettern (Barbados hat die geringste Rate an tropischen Unwettern) in Kombination mit dem feuchttropischen Klima und der dadurch außergewöhnlichen Bodenbeschaffenheit Zuckerrohrpflanzen von saftiger, reichhaltiger Qualität ausbilden, besitzt Jamaika eher den Ruf, schwere, hocharomatische Rums zu produzieren. Denn Jamaika Rums wie Old Pascas 40% und Old Pascas 73% entstehen aus Zuckerrohr mit überdurchschnittlich hohem Zuckergehalt, was gemeinsam mit der Eichenfassreifung in besonders kleinen Fässern einen intensiv würzigen, reichhaltigen Rum zur Folge hat.
Coruba – Mit Schweizer Wurzeln
Gerade für deutschsprachige Rum-Liebhaber hat Coruba eine interessante, über 120 Jahre andauernde Geschichte. Denn ein Schweizer Kaufmann aus Basel hatte den Anstoß für Coruba Rum gegeben, als er vor über 100 Jahren in Jamaika unterwegs gewesen war, stets Augen und Ohren gespitzt um etwas Köstliches mit in die Heimat zu nehmen und dort als Exotisches anzubieten. Sein absolutes Highlight auf dieser „Schlemmerreise“ war ohne Zweifel ein Destillat namens Rum, das er unbedingt den Genießern seiner Heimat näher bringen wollte. Gesagt und getan und die Compagnie Rhumière de Bâle war entstanden, kurz ganz einfach Coruba genannt.
Seit 1962 gehört Coruba zu Wray & Nephews, den Besitzern des Appleton Estate, doch geblendet und abgefüllt wird immer noch in Basels Rum Company. Und die Auswahl Corubas? Hier ist tatsächlich für jedermann etwas dabei, egal ob es die Classic oder Prestige Reihe ist. Letztere zählt selbstverständlich als exklusives Aushängeschild der Rum Company und umfasst derzeit die Trilogie um Coruba Rum Cigar, einen 12-jährigen Rum, der sich äußerst gut mit Zigarre macht, sowie den 18- und 25-jährigen Coruba Jamaica Rum. Zwei Rums von vergleichsweise äußerst langer Lagerung in Eichenfässern, die demzufolge auch satte Jamaica-Aromen um Gewürze, Vanille und Toffee sowie Holzanklänge mitbringen.
Myers’s Rum – Hochester Spezialist
Neben Captain Morgan ist auch Myers’s Rum sowohl echter Jamaikaner als auch Teil des Diageo Sortiments. Myerss ist ein typischer Hochester-Rum und weist folglich beste Melasse aus ausschließlich jamaikanischem Zuckerrohr auf. Die Folge: dieser Rum ist besonders intensiv und kräftig aromatisch.
Destilliert wird er in Continiuous sowie Pot Still Anlagen und seine mindestens vierjährige Reifung erfährt er in Weißeichefässern. Das Ergebnis ist ganz klar ein echter Jamaica Rum, in dessen Genuss wir bereits seit 1934 kommen. Perfekt für Cocktails in verschiedenen Variationen.
Jamaika - Eine kleine Länderkunde
Denkt man an Jamaica oder auch Jamaika so kommen einem nicht zuletzt wegen Bob Marley meist Reggae Musik und die Rastafari Bewegung in den Sinn, doch auch jamaikanischer Rum darf hier nicht vergessen werden, spielt er doch durchaus eine wichtige Rolle auf der Karibikinsel. Apropos Karibik: Jamaika zählt neben Kuba sowie Haiti und der Dominikanischen Republik zu den Großen Antillen, ist die drittgrößte Insel der Karibik und bezieht seinen Namen aus dem Arawakischen „Xaymaca“, was so viel bedeutet wie „Land zwischen Wasser und Holz“. Und wirft man einmal einen Blick auf das feuchttropische Eiland wird man verstehen, wieso. Hier fließen eine Vielzahl an Flüssen durch Berge und Täler, stets von üppiger Vegetation geprägt. Die dicke Kalksteinschicht, die das äußerst bergige Innenland ausmacht, wirkt sich nicht nur auf den Zuckerrohranbau aus, sondern natürlich auch auf die Städte, die sich überwiegend an der Küste tummeln.
Wie viele Länder der Karibik, so ist auch die Antilleninsel Jamaika durch ein reiches Zuckerrohrvorkommen gesegnet- dieses ist ja bekanntlich nicht nur für den Zucker an sich von Wichtigkeit, sondern vor allem auch für seine Melasse, ein Nebenprodukt der Zuckerherstellung. Diese Melasse ist es auch, aus der unser beliebter jamaikanischer Rum entsteht. Und Rum aus Jamaika muss sich übrigens wahrlich nicht hinter Kuba und Co. verstecken, denn mit Appleton, Captain Morgan und Coruba nennen wir nur ein paar der beliebten Destillate, die uns pur sowie in Cocktails und Longdrinks Freude bereiten.
Das sollten Sie noch wissen: Was ist eigentlich ein Hochester Rum?
Der Ester ist chemisch gesehen eine Stoffgruppe chemischer Verbindungen, die entstehen, wenn Säure und Alkohol unter Abspaltung von Wasser reagieren. Anders gesagt: in Jamaika benutzt man zuweilen ein spezielles Herstellungsverfahren, das dazu führt, dass dieser Rum noch intensiver und schwerer schmeckt. Das Ergebnis ist ein Rum, der vor allem in Cocktails gut funktioniert und aufgrund seiner Würze nicht jedermanns Sache ist. Doch Freunde dieses Rums wissen gerade das am meisten zu schätzen.